Nachteile der Okarina als erstes Instrument

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Oberflächlich betrachtet mag die Okarina wie das ideale erste Instrument erscheinen, da sie einfach aussieht und ein zugängliches Griffsystem hat. Dennoch hat sie einige Nachteile, wenn sie als erstes Instrument verwendet wird:

Okarinas sind laut

Okarinas sind möglicherweise nicht als erstes Instrument geeignet, weil sie sehr laut sind. Die ersten Versuche damit klingen oft nicht besonders brillant, deshalb sollten Sie üben können, ohne Angst haben zu müssen, sich selbst in Verlegenheit zu bringen. Verlegenheit führt dazu, dass Sie zu schwach blasen und mit der falschen Tonhöhe spielen.

Okarinas können in gewissem Maße gedämpft werden, aber dadurch verschiebt sich die Stimmung des Instruments. Die Dämpfung ist auch nicht sehr wirkungsvoll, da der durchdringende Ton der Okarina selbst bei geringer Lautstärke noch gut hörbar ist.

Die Einfachheit der Okarina ist trügerisch

Eine Okarina gut zu spielen, erfordert viel mehr, als ihre Erscheinung vermuten lässt. Zum einen sind Blasinstrumente im Allgemeinen komplexer, als sie scheinen, da viele Techniken beim Spielen im Körper stattfinden und nicht von außen sichtbar sind.

Sie müssen Folgendes lernen:

Mundhaltung und Blaswinkel spielen ebenfalls eine Rolle, da sie den Klang des Instruments beeinflussen, insbesondere bei den hohen Tönen.

Musik gut zu spielen, bedeutet auch mehr, als mit einem Instrument interagieren zu können. Ausdruck zu schaffen, heißt Musikalität und ist ein komplexes Thema für sich.

Das Instrument gibt keine Rückmeldung bei Fehlern

Bei den meisten Instrumenten sind Fehler ziemlich offensichtlich. Wenn Sie zum Beispiel an einer Blockflöte ein Loch falsch bedecken oder den falschen Blasdruck verwenden, kreischt das Instrument. Dies ist von Vorteil, denn es ist ein klarer Hinweis darauf, dass der Spieler etwas falsch macht.

Auf der Okarina führen das falsche Bedecken von Löchern und die Verwendung des falschen Atemdrucks zu Intonationsfehlern, die vollkommen unsichtbar sind, es sei denn, Sie haben gelernt, Tonhöhen zu erkennen. Es kann sehr einfach passieren, dass ein Spieler schrecklich klingt, ohne sich dessen bewusst zu sein.

Die Tonhöhe der Okarina ist sehr instabil

Da Okarinas feste Fingerlöcher haben, denken Sie vielleicht, dass die Verwendung des richtigen Griffs automatisch die gewünschte Note ergibt. Dies ist jedoch nicht der Fall: Jede Note erfordert einen anderen Atemdruck, um stimmig zu klingen.

Fingerlöcher helfen bei der Intonation, wenn Sie sich von einer Note zur anderen bewegen, aber es kann auch leicht passieren, dass Ihre Tonhöhe abweicht. Es kann zum Beispiel vorkommen, dass Ihre hohen Noten im Vergleich zu den tiefen Noten zu tief klingen. Weil Okarinas laut sind, verzeihen sie Fehler in der Tonhöhe nicht, besonders wenn Sie zusammen mit anderen Musikern spielen.

Okarinas fehlt eine zuverlässige Tonhöhenreferenz

Okarinas haben nicht nur eine instabile Tonhöhe, sondern sie können Ihnen auch nicht beim Erlernen der Kontrolle über die Tonhöhe helfen.

Eine Melodie spielen zu lernen, ist jedoch ziemlich intuitiv, wenn Sie mit einer zuverlässigen Tonhöhenreferenz spielen. Wenn mehrere Noten zusammen klingen, merken Sie sehr genau, wenn sie übereinstimmen, da der Ton sauber und klar klingt.

Einige Instrumente bieten eine zuverlässige Referenz. Ein Beispiel dafür ist die Violine, da ihre Saiten eine stabile Tonhöhe haben. Auf der Okarina kann dies nur mit einer externen Begleitung erfolgen, etwa einer Übungsdrohne. Wenn diese Begleitung fehlt, passiert es leicht, dass Fehler in der Tonhöhe nicht erkannt werden.

Einzelkammer-Okarinas haben zwei Daumenlöcher

Um ihren Tonumfang zu maximieren, haben Einzelkammer-Okarinas zwei Daumenlöcher. Dies ist eine technische Herausforderung, da das rechte Daumenloch auch den primären Stützpunkt darstellt. Sie müssen dieses Loch öffnen, ohne das Instrument fallen zu lassen.

Es gibt Techniken, die dies ermöglichen, doch in keinem anderen mir bekannten Instrument gibt es solch eine Herausforderung.

Dieser Punkt gilt jedoch nicht für die meisten Mehrkammern-Okarinas. Da sie auf andere Weise ihren Tonumfang erzeugen, haben solche Okarinas in der Regel kein rechtes Daumenloch.

Okarinas sind monophon

Die Okarina ist monophon. Dies bedeutet, dass man immer nur eine Note gleichzeitig spielen und daher kein Verständnis für Harmonie entwickeln kann, wenn man allein spielt. Wenn Sie nur Melodien spielen möchten, wird vielleicht nicht deutlich, warum dies ein Problem ist.

Melodien und Harmonie sind jedoch eng miteinander verbunden. Ein Verständnis für Harmonie ermöglicht Ihnen eine viel tiefere Wertschätzung für die Musik, die Sie spielen. Dieses Verständnis ist auch eine Voraus­setzung für Improvisation, da Sie eine Intuition dafür entwickeln müssen, wie Noten zusammen klingen.

Sie können mit der Okarina nicht lernen, die Lautstärkedynamik zu verwenden

Betonung wird in der Musik am häufigsten durch die Änderung der Lautstärke erzeugt, etwa um die Schlüsselwörter eines Songs zu betonen. Diese Methode wird auch in größerem Maßstab verwendet. Sicherlich haben Sie schon beobachtet, dass Musikstücke manchmal sanft beginnen und für das große Finale die Lautstärke erhöhen.

Mit vielen Instrumenten können Sie die Lautstärke der einzelnen Noten separat wählen, doch bei Okarinas ist dies nicht möglich. Jeder Griff klingt nur in einer bestimmten Lautstärke stimmig. Zudem haben Okarinas eine eingebaute Lautstärkedynamik, bei der die hohen Töne lauter klingen als die tiefen.

Aufgrund dieser Einschränkung können Sie mit der Okarina nicht lernen, die Lautstärkedynamik zu nutzen.

Okarinas haben einen begrenzten Tonumfang

In der Musik bezieht sich der Begriff Tonumfang auf die höchste und tiefste Note, die ein Instrument spielen kann. Okarinas, insbesondere solche mit einer einzelnen Kammer, können nicht viele Noten erzeugen.

Weniger Töne zur Verfügung zu haben, kann anfangs einfacher verständ­lich sein, schränkt aber langfristig Ihren Fortschritt ein. Viele Musikstücke wurden für Instrumente mit einem größeren Tonumfang geschrieben. Daher gibt es keine Garantie dafür, dass alles, was Sie spielen möchten, tatsächlich mit der Okarina spielbar ist.

Dies kann besonders verwirrend sein, wenn Sie nach Gehör spielen, da Sie häufig auf Noten stoßen, die auf Ihrem Instrument nicht vorhanden sind. Ob eine Note hoch oder niedrig ist, erzeugt auch unterschiedliche musikalische Effekte. Es ist schwierig, dies einzuschätzen, wenn Ihr Instrument sie nicht spielen kann.

Zum Abschluss

Damit möchte ich Sie natürlich keineswegs abschrecken. Sie können die Okarina sicherlich als erstes Instrument lernen, wenn Sie davon inspiriert sind.

Mit der Okarina zu beginnen, muss auch nicht unbedingt Ihre Entwicklung als Musiker einschränken. Alle angesprochenen Probleme sind grundsätzlich lösbar:

Auch können genau diejenigen Einschränkungen eines Instruments, die Sie daran hindern, bestimmte Aspekte der Musik zu lernen, dem Instrument in einer Aufführungssituation seinen charakteristischen Klang verleihen.

Kein Instrument ist grundsätzlich besser als ein anderes. Welches besser ist, hängt von der gewünschten Wirkung in der Musik ab. Zum Beispiel ist die Tin Whistle in mancherlei Hinsicht technisch begrenzter als die Okarina, aber es gibt eine Menge wunderbarer Musik damit.

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