Arten von Okarinas

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Es gibt zahlreiche Arten von Okarinas, wobei sich der Begriff Okarina oft nicht auf ein einzelnes, sondern auf alle Instrumente bezieht, die mit einer Hohlkammer Klang erzeugen. Die Spannweite reicht von einfachen Pfeifen, die nur eine einzige Note spielen, bis zu Musikinstrumenten mit Konzertqualität. Deshalb sollten sich Men­schen, die ernsthaft Okarina spielen möchten, der verschiedenen Arten von Okarinas bewusst sein.

Skulpturale Pfeifen

Skulpturale Pfeifen sind musikalische Entwicklungen, die den Klang von Vogelrufen und Ähnlichem simulieren können. Sie werden in verschiedenen Formen hergestellt, einschließlich solcher, die Vögel und andere Tiere darstellen.

Wahrscheinlich waren skulpturale Pfeifen die ersten Okarinas, die entwickelt wurden. Die heutigen Pfeifen sind oft eindrucksvoll mit farbiger Glasur verziert. Sie stellen eine großartige Entwicklung dar, waren aber nie als ernsthafte Instrumente gedacht.

A woman selling an assortment of animal shaped sculptural whistles at budrio ocarina festival.

Präkolumbianische, peruanische und mexikanische Okarinas

Verschiedene antike südamerikanische Kulturen verwendeten Gefäßflöten, die insgesamt als präkolumbianische Okarinas bezeichnet werden können. Auch Mexiko hat eine ähnliche Tradition.

A round south american ocarina with 6 identically sized finger holes.

Wofür genau diese Instrumente eingesetzt wurden, ist umstritten. Da sie sich so sehr von den Instrumenten anderer Musikkulturen unterscheiden, ist es schwierig, ihre musikalische Verwendung zu deuten. Sie scheinen jedoch vor allem zur Nachahmung der Natur entwickelt worden zu sein und imitieren Geräusche wie Vögel, Insekten, Donner, Windgeräusche und raschelnde Blätter.

Die heute gebräuchlichste Version dieser Art von Okarinas sind Reproduktionen in Form von touristischen Souvenirs. Sie werden unter der Bezeichnung peruanische Okarina oder einfach als Okarina angeboten.

Diese Pfeifen haben acht bis zehn gleich große Löcher und sind leicht an ihrer flachen Form sowie an ihrer aufwendigen optischen Gestaltung zu erkennen. Meistens sind sie von äußerst minderwertiger Qualität, haben einen schlechten Klang und sind nicht gestimmt. Sie sind nicht als Musikinstrumente verwendbar, und es lohnt sich nicht, sie für ein ernsthaftes Spiel in Betracht zu ziehen.

In der Vergangenheit wurden diese Flöten jedoch nach viel höheren Maßstäben hergestellt. Die Geschichte dieser Instrumente wurde von Susan Rawcliffe und Roberto Velázquez Cabrera studiert. Bei Interesse lohnt es sich, mehr darüber zu erfahren.

Italienische und asiatische transversale Okarinas

Die transversale (querliegende) Okarina ist ein italienisches Instrument aus dem 19. Jahrhundert. Sie wird ähnlich einer Querflöte quer zum Körper gehalten, ist aber von rundlicher Form und viel kürzer.

Transversale Okarinas wurden von Anfang an als seriöse Instrumente entwickelt. Sie besitzen ein lineares Griffsystem ähnlich jenem der Blockflöte oder Querflöte und sind vollständig chromatisch. Die Okarinas dieser Art haben nur eine einzige Kammer und einen Tonumfang von etwa einer Oktave und einer Quarte. Mehr­kammer-Varianten, die weiter unten beschrieben werden, erweitern den Bereich auf mehr als zwei Oktaven.

Okarinas dieses Typs können neun bis zwölf Löcher haben. Ihr Griffsystem ist bei allen Instrumenten fast gleich, mit geringfügigen Ergänzungen, die den Tonumfang am oberen und/oder unteren Ende erweitern (siehe Einführung in das Griffsystem der Okarina). Wenn Sie lernen, eine transversale Okarina zu spielen, können Sie mit nur geringfügigen Änderungen der Griffe auch eine transversale Okarina mit einer anderen Anzahl von Löchern spielen.

Zehn-Loch-Okarinas

Die Zehn-Loch-Okarina entspricht dem ursprünglichen Design der transversalen Okarina, das im 19. Jahrhundert von Guiseppe Donati in Italien entwickelt wurde. Diese Okarinas haben zehn Fingerlöcher und sind chromatisch über eine Oktave und eine Quarte spielbar, zum Beispiel von C5 bis F6.

Two Italian ocarinas, each shaped like a long cone. One is in C, the other G, and both have 8 visible finger holes of varying size.

Aufgrund der Physik des Instruments haben Zehn-Loch-Okarinas im gesamten Tonumfang einen kräftigen, sauberen Klang und können mit verschiedenen Spieleigenschaften hergestellt werden, zum Beispiel:

  • Mit niedrigem Atemdruck spielbar und einer ausgewogenen Lautstärke über den gesamten Tonumfang;
  • Mit hohem Druck spielbar und über den gesamten Tonumfang sehr laut klingend;
  • Mit zunehmendem Atemdruck spielbar, mit leisen tiefen und lauten hohen Tönen.

Auch verschiedene Klangfarben von rein bis verrauscht können erreicht werden. All diese Eigenschaften werden bei der Herstellung des Instruments festgelegt, doch zum Zeitpunkt, da dies geschrieben wird, erforschen nur wenige Hersteller diese Möglichkeiten.

Es sollte noch erwähnt werden, dass Zehn-Loch-Okarinas auch mehr als zehn physische Löcher haben können. Ein einzelnes Loch kann auf zwei Löcher aufgeteilt werden, damit erhöhte oder erniedrigte Noten leichter gespielt werden können. Diese Löcher werden als geteilte Löcher bezeichnet. Das Hinzufügen eines geteilten Lochs ändert jedoch nichts an der Klassifizierung einer Okarina.

Solche Zusammenhänge können leicht zu Verwirrung führen. Das Problem ergibt sich aus der Klassifizierung von Okarinas nach der Anzahl der Fingerlöcher, aber mir sind keine besseren Bezeichnungssysteme bekannt.

Zwölf-Loch-Okarinas

Die Zwölf-Loch-Okarina ist eine Variante, die im 20. Jahrhundert in Asien entwickelt wurde. Solche Okarinas verwenden im Grunde das gleiche Griffsystem wie Zehn-Loch-Okarinas, besitzen jedoch zwei zusätzliche Fingerlöcher, die neben anderen Löchern liegen. Sie werden gespielt, indem eines oder beide Löcher durch Verschieben der Fingerbeere abgedeckt werden.

Aufgrund der Beliebtheit ihres Designs in Asien sind Zwölf-Loch-Okarinas heute die am häufigsten erhältliche Art von transversalen Okarinas.

A diagram of a 12 hole ocarina depicting the subholes. Subholes are small additional finger holes placed besides other holes. They are used by covering 2 holes with one finger, and allow lower notes to be played.

In Kombination mit einer vergrößerten Kammer erweitern die Nebenlöcher den Tonumfang des Instruments um drei Halbtöne nach unten. Eine Zwölf-Loch-Okarina, die in C gestimmt ist, erhält auf diese Weise einen Tonumfang von A4 bis F6. Die Nebenlöcher können auch für versetzte (erhöhte oder erniedrigte) Noten verwendet werden, die auf einer Zehn-Loch-Okarina halb abgedeckte Löcher erfordern würden.

Diese zusätzliche Reichweite geht jedoch zulasten der Designfreiheit und führt häufig zu schlechterer Klangqualität. Zwölf-Loch-Okarinas verlangen das Spiel mit einer steilen Druckkurve, klingen leise in tiefen und laut in hohen Tönen und haben einen eher reinen Klang.

A 12 hole ocarina made by Ross of Oberon Ocarinas.

Elf-Loch-Okarinas

Die Elf-Loch-Okarina ist ein Kompromiss zwischen dem Zehn-Loch- und dem Zwölf-Loch-Design. Solche Okarinas haben ein Nebenloch, das entweder auf der linken oder der rechten Seite platziert sein kann. Das folgende Bild zeigt das Loch auf der rechten Seite.

11 hole ocarinas have one subhole, normally positioned on the right hand middle finger. They can play one semitone below the tonic note.

Indem eines der Nebenlöcher wegfällt, bleibt die Flexibilität einer Zehn-Loch-Okarina erhalten, aber mit dem zusätzlichen Nebenloch kann ein Halbton unter der Grundnote des Instruments gespielt werden. Diese Note ist in vielen Musikstücken nützlich.

Senkrechte Okarinas

Senkrechte Okarinas sind im Wesentlichen wie transversale Okarinas gestaltet und verwenden ein identisches oder nahezu identisches Griffsystem wie Zehn-, Elf- oder Zwölf-Loch-Okarinas. Das Mundstück befindet sich jedoch am Ende der Kammer, wobei die Okarina senkrecht zum Körper gehalten wird, ähnlich einer Blockflöte oder Whistle.

Inline ocarinas are very similar to transverse ocarinas, but have the mouthpiece on the end and in line with the cone-shaped body. They have similar fingerings to a transverse ocarina.

Durch das senkrechte Design können die Hände gerade gehalten werden, und die Handgelenke werden weniger belastet. Dies kann von Vorteil sein, wenn Sie Arthritis, RSI oder andere Behinderungen haben. Senkrechte Okarinas sind jedoch viel weniger standardisiert und werden seltener hergestellt.

Das Design bringt auch einige besondere Herausforderungen mit sich:

  • Senkrechte Okarinas können sich weniger stabil anfühlen, da das gesamte Gewicht des Instruments auf einer einzigen Linie zwischen Daumen und Lippen des Spielers ausgerichtet ist. Bei der querliegenden Okarina wird das Gewicht dagegen in einem stabilen Dreieck zwischen den beiden Daumen und den Lippen verteilt.
  • Wenn man das Design einer senkrechten Okarina vergrößert, um eine Bass- oder Kontrabass-Okarina zu bilden, bewegt sich der Massenschwerpunkt viel weiter vom Spieler weg als bei einer vergleichbaren transversalen Okarina. Dies erschwert die Handhabung des Instruments.
  • Als Hersteller von Okarinas empfand ich das senkrechte Design auch als akustisch problematisch. Zusammenfassend kann gesagt werden, dass diese Okarina durch die Klangerzeugung am Ende der Kammer anfälliger für Kreischen ist, wenn mit höherem Druck geblasen wird.

Transversale Mehrkammer-Okarinas

Die transversale Mehrkammer-Okarina ist im Wesentlichen eine transversale Einzel­kammer-Okarina, an der eine oder mehrere zusätzliche kleine Okarinas befestigt sind. Diese zusätzlichen Kammern sind so gestimmt, dass sie als ein einzelnes Instrument gespielt werden können.

Mehrkammer-Okarinas wurden entwickelt, um einen größeren Tonumfang als jenen von Einzelkammer-Okarinas bereitzustellen, die aufgrund ihrer Physik nur in einem kleinen Bereich spielbar sind. Manchmal kann zweistimmig auf den verschiedenen Kammern gespielt werden, aber das ist nicht ihre Hauptfunktion.

Es gibt Variationen mit zwei, drei oder (selten) vier Kammern. Die unten gezeigte Ausführung ist eine Zweikammer-Okarina. Jede Kammer in diesen Instrumenten ist völlig getrennt von den anderen und verfügt über einen eigenen Satz von Fingerlöchern.

Multichamber ocarinas have two or more chambers, and each chamber has a separate set of finger holes

Im Gegensatz zu Einzelkammer-Okarinas werden Mehrkammer-Okarinas nach der Anzahl der Kammern und nicht nach der Anzahl der Löcher klassifiziert. Der Grund dafür ist, dass das Griffsystem nicht vollständig standardisiert ist und in gewissem Maße zwischen den Herstellern variiert.

In Mehrkammer-Okarinas werden unterschiedliche Stimmungen und Griffsysteme verwendet. Sie haben verschiedene Vor- und Nachteile und sind für verschiedene Arten von Musik geeignet. Das genaue Griffsystem für eine Mehrkammer-Okarina muss der Grifftabelle des Herstellers entnommen werden.

Weitere Informationen finden Sie unter Mehrkammer-Okarinas und ihre Stimmungs­systeme und Die Griffsysteme von Mehrkammer-Okarinas.

A Pure Ocarinas Pacchioni system double alto D ocarina with shellac finish

Mehrkammer-Okarinas bieten nicht nur einen größeren Tonumfang, sondern haben auch einige weitere Vorteile:

  • Die Aufteilung des Tonumfangs auf mehrere Kammern verringert die Bereiche der einzelnen Kammern und kann die Tonqualität verbessern.
  • Die meisten Mehrkammer-Okarinas haben nur ein Daumenloch, sodass der rechte Daumen zur Unterstützung des Instruments benutzt werden kann.

Transversale Zwei-, Drei- und Vierkammer-Okarinas können in der Nähe der Über­gänge zwischen den Tonumfängen mehrstimmig gespielt werden. Okarinas von Giorgio Pacchioni erlauben es zum Beispiel, auf diese Weise einige Terzen, Quarten und Quinten zu spielen. Siehe Die Griffsysteme der Mehrkammer-Okarinas.

Mehrstimmige Okarinas werden weiter unten erklärt und sind Mehrkammer-Okarinas, die für mehrstimmiges Spiel konzipiert wurden. Aufgrund ihrer Funktion sind ihr Design und ihre Ergonomie anders als bei normalen Mehrkammer-Okarinas.

Anhänger-Okarinas mit vier, fünf oder sechs Löchern

Anhänger-Okarinas wurden in den 1960er Jahren im Vereinigten Königreich entwic­kelt. Mit vier Fingerlöchern und einem binär-ähnlichen Griffsystem bieten sie einen Tonumfang von einer Oktave.

A selection of pendant ocarinas by a seller at Budrio ocarina festival. They have 4 finger holes, one of which is a split hole.

Solche Okarinas können für qualifizierte musikalische Darbietungen verwendet werden. Sie haben jedoch viele Nachteile gegenüber der transversalen Okarina:

  • Aufgrund der begrenzten Anzahl von Löchern können Anhänger-Okarinas nicht so genau gestimmt werden wie die transversalen Okarinas. Dies zeigt sich, wenn Sie die Atemkurve einer solchen Okarina messen und feststellen, dass Sie den Atemdruck durch unregelmäßiges Erhöhen oder Senken kompensieren müssen.
  • Das Griffsystem erfordert häufig, dass ein Loch geschlossen wird, während gleichzei­tig ein anderes geöffnet wird. Daher ergibt sich oft ein unbeabsichtigtes ›Zwitschern‹, wenn die Löcher nicht genau zur gleichen Zeit geöffnet oder geschlossen werden.
  • Einige chromatische (erhöhte oder erniedrigte) Noten können nur dann stimmig und mit ausgeglichener Lautstärke gespielt werden, wenn Fingerlöcher nur teilweise abgedeckt werden.

Allerdings haben Anhänger-Okarinas auch einige Vorteile gegenüber der Querform:

  • Sie können viel kleiner als transversale Okarinas gebaut werden und dennoch ergonomisch spielbar bleiben. Daher können sie in einem höheren Tonbereich klingen und einzigartige musikalische Möglichkeiten eröffnen.
  • Da sie klein sind, können sie als Anhänger getragen werden. Sie eignen sich hervorragend für spontane musikalische Darbietungen, weil Sie immer eine bei sich haben können.

Es ist jedoch auch erwähnenswert, dass sich die Qualität von Anhänger-Okarinas zwischen den Herstellern sehr unterscheidet. Sie werden oft für die Verwendung als Mitbringsel produziert und nicht richtig gestimmt.

Obwohl Anhänger-Okarinas aufgrund ihrer geringen Anzahl an Löchern als einfach zu spielen erscheinen, möchte ich betonen, dass es nicht einfacher ist, auf einer solchen Okarina gut zu spielen, als auf jeder anderen Okarina. Der Spieler muss in der Lage sein, Ausdruck zu schaffen, denn die Tonhöhe ist wie bei allen Okarinas instabil, und es ist hohes Geschick erforderlich, um den Ton zu halten.

Skulpturale Okarinas

Skulpturale Okarinas verbinden eine spielbare Okarina, in der Regel in transversaler oder Anhängerform, mit einem skulpturalen visuellen Design. Die beiden unten gezeigten Okarinas wurden von Oliver Gosselink und Ross Dubois angefertigt.

A sculptural bird ocarina by Oliver Gosselink. It has 3 finger holes on each side of a bird-shaped body.
Sculptural transverse ocarina made by Oberon ocarinas.

Diese Okarinas können atemberaubend aussehen. Als ernsthafte Instrumente sind sie jedoch schwierig zu diskutieren, da die optische Gestaltung eines Musikinstru­ments durch folgende Aspekte begrenzt ist:

  • Die Notwendigkeit für die Spieler, das Instrument zu halten und mit ihm zu inter­agieren (Ergonomie);
  • Die akustischen Einschränkungen bei der Erzeugung eines guten Klangs.

In der Praxis ist die optimale Spielbarkeit durch zahlreiche Einschränkungen für die optische Gestaltung bedingt. Bei einer skulpturalen Okarina können visuelle Merkmale beim Spielen im Weg stehen, oder die Form kann die Klangqualität beeinträchtigen.

Skulpturale Okarinas können auf einem Spektrum liegen, das von ›hauptsächlich Instrument‹ bis zu ›hauptsächlich Kunstwerk‹ reicht. Leider liegt die Unterscheidung zwischen diesen Faktoren ganz bei Ihnen als Spieler. Deshalb ist ein tiefes Verständnis der Faktoren notwendig, die eine Okarina ergonomisch machen und eine Okarina funktionieren lassen.

Aber zusammenfassend kann gesagt werden:

  • Diejenigen Okarinas, die in erster Linie als Musikinstrumente entwickelt wurden, können ausgezeichnet spielbar sein. Visuelle Merkmale können hinzugefügt werden, unter Berücksichtigung der Standardspieltechniken und der Bedürfnisse des Spielers beim Halten des Instruments.
  • Bei Okarinas, die hauptsächlich für visuelle Zwecke entwickelt wurden, kann die Spielbarkeit leiden. Ein einfaches Beispiel sind zoomorphe Designs, die das Aussehen von Tieren oder Vögeln nachahmen. Tiere haben sich nicht zu spielbaren Musikinstrumenten entwickelt.

Oft wird behauptet, die Form einer Okarina spiele keine Rolle, aber meiner Erfah­rung nach stimmt das nicht. Sehr unregelmäßige Formen haben oft unerwünschte Spieleigenschaften. Kleine Änderungen im Atemdruck können zum Beispiel große Tonhöhensprünge, verrauschte hohe Töne oder Kreischen verursachen.

Auch die Preise für skulpturale Okarinas sind aufgrund der visuellen Gestaltung höher. Wie gut sie klingen, sei dahingestellt.

Zelda- und medieninspirierte Okarinas

Heute gibt es viele Okarinas auf dem Markt, welche die Okarina aus dem Videospiel The Legend of Zelda: Ocarina of Time nachahmen sollen. Ihre Qualität variiert enorm, wobei viele miserabel hergestellt und nicht richtig gestimmt sind.

Jede Okarina, die genau dem in den Zelda-Spielen dargestellten Design entspricht, wird Probleme haben. Das ›Instrument‹ im Spiel ist eine visuelle Requisite, bei welcher der Spielbarkeit wenig Beachtung geschenkt wurde:

  • Die Fingerlöcher des Originals wurden entsprechend dem Tastenlayout des Control­lers für die Spielkonsole Nintendo 64 platziert und können nicht ergonomisch bedeckt werden. Die Hersteller umgehen dies, indem sie einfach das transversale Griffsystem übernehmen. Jedoch:
  • Das Design ist zu stark gewölbt, was dazu führt, dass die Finger abrutschen und die Okarina sich in den Händen des Spielers instabil anfühlt. ›Eiförmige‹ Okarinas haben im Allgemeinen eine wirklich schlechte Ergonomie.
  • Sie haben häufig verrauschte hohe Töne, da die eiförmige Kammer und das durch die äußere Form erzwungene Klangdesign akustisch unvorteilhaft sind. Die Form verhin­dert die Verwendung eines Stimmhalses, was zu einem unverhältnismäßig großen Kammervolumen für eine bestimmte Tonhöhe führt.

Dieser Trend hat auch dazu geführt, dass einige Hersteller Okarinas verkaufen, die von anderen Medien-Franchises inspiriert und von unterschiedlicher, oft schlechter Spielbarkeit sind. Allen, die daran interessiert sind, ernsthaft Okarina zu spielen, empfehle ich daher dringend, Zelda- und andere von Medien inspirierte Okarinas ganz zu meiden.

Xuns

Das Xun, ausgesprochen Schuhn, ist ein chinesisches Okarina-ähnliches Instru­ment, das ein querflötenartiges Blasloch anstelle eines Klangkanals aufweist, wie er bei den anderen hier aufgeführten Designs zu finden ist. In Bezug auf ernsthaftes Spielen kann ich nicht viel dazu sagen, da es im Grunde andere Instrumente sind, die ihre eigene Spieltradition haben.

Da es sich um ein traditionelles chinesisches Instrument handelt, sind nur wenige Informationen auf Deutsch oder Englisch verfügbar. Ich habe jedoch Xuns mit verschiedenen Griffsystemen gesehen. Eines ähnelt dem linearen System einer Zehn-Loch-Okarina, ein anderes hat sechs Löcher und verwendet Kreuzgriffe. Ich weiß nicht, ob sie für das westliche Zwölftonsystem oder die chinesischen Mikroton-Tonleitern vorgesehen sind.

Das querflötenartige Blasloch ermöglicht mehr Kontrolle und ausdrucksstarkes Spielen, aber es ist auch ziemlich schwierig, damit einen Ton zu erzeugen. Wie bei allen Gefäßflöten bewirkt das Öffnen von Löchern das Entweichen von Luft, und die Erzeugung sauberer hoher Töne erfordert eine genaue Ausrichtung des Luftstroms. Es braucht viel Übung.

Mikrotonale Okarinas

Die mikrotonale Okarina ist eine Form der Okarina mit einem oder zwei großen Löchern, die von der Handfläche bedeckt werden. Sie werden gespielt, indem die Handposition und der Blasdruck variiert werden.

Microtonal ocarinas with a sculptural design. They are life a face where the mouth is one large hole that may be partly covered to change the pitch.

Die mikrotonale Okarina wurde vor Kurzem von Wesley Hicks optimiert. Sein Design ähnelt ein wenig einer transversalen Okarina, bei der die beiden Enden abgeschnitten sind, sodass nur ein Klangloch und zwei große Löcher übrig bleiben, die von den Handflächen bedeckt werden.

Was können diese Okarinas? Viel mehr, als Sie wahrscheinlich erwarten.

Sie können westliche Tonleitern chromatisch oder die Tonleitern jeder anderen Tradition spielen, wenn Sie möchten. Die einzige Einschränkung ist Ihre Fähigkeit, sich den Ton vorzustellen und sich daran anzupassen. Bei einer mikrotonalen Okarina müssen Sie unbedingt darauf hören, was Sie spielen.

Dieses Design ermöglicht auch eine präzise Kontrolle sowohl über die Tonhöhe als auch über die Lautstärke. Sie können sanft blasen, wenn mehr Löcher geöffnet sind, oder Sie können stärker blasen und die Löcher leicht schließen, um die gleiche Tonhöhe bei höherer Lautstärke zu erhalten. Es ist viel intuitiver als auf einer transversalen Okarina.

Ich halte solche Okarinas für großartige Lehrmittel, denn sie zwingen den Spieler, den Ton, den er erzeugen möchte, innerlich zu hören und seine Hände nach Bedarf anzupassen. Sie eignen sich auch hervorragend dazu, den Klang willkürlicher Tonhöhen zusammen mit einer Drohne zu erkunden, sodass Sie Gleichklänge, Terzen und Quinten wiederentdecken können.

Die mikrotonale Okarina bietet auch eine genaue visuelle Darstellung der Fähig­keiten des Spielers, die ohnehin für das Spiel auf jeder Art von Okarina erforderlich sind. Aufgrund der festen Fingerlöcher könnten Sie etwa annehmen, dass Sie mit dem richtigen Griff auch den richtigen Ton spielen, was nicht immer der Fall ist.

Mehrstimmige Okarinas

Mehrstimmige Okarinas sind Mehrkammer-Okarinas, die für den mehrstimmigen Klang mit sich selbst entworfen und gestimmt wurden. Sie bestehen typischerweise aus zwei Kammern, von denen jede von einer anderen Hand gespielt wird.

Im Gegensatz zu transversalen Mehrkammer-Okarinas sind die Grundtöne der beiden Kammern im Einklang oder mit einem kleinen Intervall wie einer Terz oder einer Quinte gestimmt. Da jede Kammer von einer anderen Hand gespielt wird, können verschiedene Noten gegriffen werden, sodass ein Zweiklang entsteht.

The basic layout of a harmony double ocarina. Two chambers are placed side by side, with the left hand holes controlling one chamber, and the right hand holes the other one

Diese Instrumente können in der richtigen Umgebung wunderbar klingen. Aufgrund der gestalterischen Herausforderungen und der begrenzten Anzahl verfügbarer Finger sind sie jedoch technisch eher eingeschränkt.

Mehrstimmige Okarinas sind zudem nicht standardisiert. Die Kammern können nebeneinander angeordnet sein, ähnlich einer senkrechten Okarina, oder sie können physisch getrennt und durch eine externe Leitung verbunden sein. Griffe und Stimmung variieren ebenfalls stark zwischen den Herstellern.

Im Folgenden finden Sie einige allgemeine Empfehlungen. Wenn Sie jedoch mehr­stimmige Okarinas erkunden möchten, ist es am besten, nach Herstellern zu suchen und deren Dokumentation zu lesen.

Stimmung

Mehrstimmige Okarinas werden mit einem von zwei Ansätzen gestimmt:

  • Die Abstimmung aller Noten auf den gleichen Druck ermöglicht es, beliebige Noten zu greifen, aber höhere Töne neigen dazu, verrauscht zu klingen.
  • Alternativ kann durch die Stimmung mit einer identischen Druckkurve ein saube­rer Ton erzeugt werden. Man kann aber nur in einem festen Intervall mehrstimmig spielen, wobei auf beiden Kammern identische Griffe verwendet werden.

Diese Kompromisse sind notwendig, weil beim Öffnen von Fingerlöchern Luft entweicht. Der Spieler muss stärker blasen, oder der Ton wird immer verrauschter. Dies ist ein Problem bei der Gestaltung von mehrstimmigen Okarinas, da im Idealfall verschiedene Kammern mit unterschiedlichem Druck geblasen werden müssen und die Menschen nur einen Mund haben.

Aus diesem Grund besitzen die meisten mehrstimmigen Okarinas ein rechteckiges Schallloch. Bei gleichem Druck können sie über einen größeren Bereich klingen, ohne zu rauschen.

Griffsätze

Wie bereits erwähnt, weist das Griffsystem von mehrstimmigen Okarinas für gewöhnlich einer Hand eine Kammer zu. Dadurch können die Kammern unabhängig voneinander gespielt werden. Es bedeutet jedoch auch eine Einschränkung, da für die einzelnen Kammern weniger Finger verfügbar sind. Es gibt zwei verschiedene Ansätze: das lineare und das gekreuzte Griffsystem.

Linear

Beim linearen Griffsystem ist jeder Finger sequenziell einer Note zugeordnet. Das bedeutet, dass auf jeder Kammer nur etwa sechs Noten gespielt werden können. Das folgende Beispiel zeigt ein solches Griffsystem mit den Kammern im Abstand von einer Quinte. Die Kammern haben identische Griffsätze, erzeugen aber unter­schiedliche Töne. Die Reihen 1, 2, 3, 4 und T symbolisieren die Finger: kleiner Finger, Ringfinger, Mittelfinger, Zeigefinger und Daumen.

Linke Hand Fingerings for the first chamber of a harmony ocarina, playing from C to A by lifting fingers in a linier sequence.
Rechte Hand Fingerings for the second chamber of a harmony ocarina, playing from G to E by lifting fingers in a linier sequence.

Mit gekreuzten Fingern

Einige mehrstimmige Okarinas verwenden eine Variation des Griffsystems für Anhänger-Okarinas, das linear für vier Finger jeder Hand konzipiert ist. Mit diesem System kann jede Kammer auf Kosten der Stimmgenauigkeit einen Tonumfang von etwa einer Oktave erreichen.

Das folgende Beispiel zeigt das Griffsystem für eine Okarina mit zwei Kammern, die auf den gleichen Grundton gestimmt sind, sodass die Verwendung des gleichen Griffs in beiden Kammern den gleichen Ton erzeugt. Die Kammern von Okarinas mit diesem System können auch in einem anderen Basisintervall gestimmt werden, wie im vorherigen Beispiel mit dem linearen Fingersatz.

A fingering chart for a harmony ocarina that makes use of an English pendant fingering system. A larger range is available, but the order of the fingerings is less obvious

Huaccas

Die Huacca, ausgesprochen Wakka, ist eine Gefäßflöte mit mehreren Kammern, die für mehrstimmiges Spiel aufeinander abgestimmt sind. Sie ähnelt einer mehrstim­migen Okarina, aber der Begriff Huacca bezieht sich auf ein spezifisches Design, das einigermaßen standardisiert ist. Um Verwirrung zu vermeiden, ist es daher sinnvoll, diesen Begriff zu verwenden.

Huaccas haben zwei oder drei kugelförmige, entweder nebeneinander oder in einem Dreieck angeordnete Kammern. Ihre Luftkanäle sind zu einem einzigen vereinigt, damit der Spieler blasen kann. Bei den meisten dieser Instrumente, die ich gesehen habe, sind die Grundtöne der Kammern im Einklang gestimmt.

Bei Zweikammern-Instrumenten haben beide Kammern Fingerlöcher. Bei solchen mit drei Kammern ist die dritte Kammer eine Drohne, die so eingestellt ist, dass sie eine gleichbleibende Tonhöhe spielt.

A picture of a huaca, a three chambered harmony vessel flute shaped like a triangle. Two chambers can play melody, and the third at the rear is a drone.
Someone playing a Huacca on a woman's head at Budrio ocarina festival.
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